Das Verzinnen der Platine ist der einfachste Arbeitsschritt.
Gegenüber professionell hergestellten Platinen sind selbst hergestellte Platinen nicht verzinnt. Dadurch werden diese nach einiger Zeit unansehnlich und die Lötbarkeit ist auch nicht so gut, besonders wenn eine fertig geätzte Platine noch ein oder zwei Tage liegt, bevor sie bestückt und gelötet wird. Bei feineren SMD-Bauteilen zeigt sich das sehr deutlich.
Das Verzinnen lässt die Platine also nicht nur besser aussehen, sondern bietet auch einen technischen Vorteil.
Es existieren mehrere chemische Produkte auf dem Markt, wie zum Beispiel Galvaniersalz oder “Chemisch-Zinn” von Seno.
Chemisches Verzinnen:
“Chemisch-Zinn”, zum Beispiel von der Firma Seno oder auch von Octamex, riecht leicht nach fauligen Eiern. Das ist durch den Thioharnstoff bedingt. Wenn der Geruch zu penetrant wird, ist die Lösung zu alt.
Eine Chemisch Zinn Lösung von 1,5l Lösung reicht ca. 90 Euro-Karten. Die Verarbeitung gestaltet sich einfach und unkompliziert. Nach einem Bad der Platine für zwei bis drei Minuten in der Lösung, hat sich eine Zinnschicht von ca. 5µm Dicke gebildet. Eine längere Verweildauer im Zinnbad bringt keine Vor- oder Nachteile mit sich.
Früher habe ich auch chemisch verzinnt. Hierzu habe ich handelsübliches Glanzzinn der Firma Seno verwendet und nach der Anleitung benutzt.
Wirklich zufrieden war ich mit dem Ergebnis nie und ich fand es auch zu teuer, da die angesetzte Lösung nach einer Weile einfach nicht mehr brauchbar war und die Verzinnung nur noch matt und grau wurde.
Hier möchte ich eine einfachere und in meinen Augen bessere Methode zum Verzinnen zeigen.
Eine Platine mit Fittingslötpaste verzinnen:
Hierzu verwende ich Fittingslötpaste Rosol 3 von Rothenberger aus dem Baumarkt. Diese ist gut zu verarbeiten und so eine Dose hält echt lange, da man nur wenig Paste verwenden muss.
Zum Auftragen auf die Platine nehme ich einen kleinen Pinsel. Ebenso gut kann der Pinsel aus dem Deckel der Dose mit der Fittingslötpaste verwendet werden.
Eine Plastikkarte zum glatten Verstreichen der Paste darf auch nicht fehlen. Diese nehme ich, um nach dem Auftragen die Paste glatt zu ziehen und so Lücken zu schließen. Dadurch gelingt das Verzinnen besser.
Hinterher nutze ich eine Heißluftpistole, die ich auf ca. 240°C einstelle.
Vorbereiten der Platine:
Nachdem die geätzte und gespülte Platine trocken ist, reinige ich sie. Hierzu verwende ich einen “Polibloc”, um die Platine mechanisch zu reinigen und die Oberfläche ein wenig anzurauen.
Auftragen der Lötpaste:
Dann wird mit dem Pinsel die Platine mit der Paste bestrichen. Hier aber nicht so wenig nehmen, wie auf diesem Bild zu sehen ist:
Das Ergebnis nach dem Erhitzen sieht dann nicht so gut aus. Es hat sich einfach zu wenig Lötpaste auf dem Kupfer der Platine befunden, um flächendeckend aushärten zu können und eine entsprechende Schichtdicke zu erreichen.
Nach dem Spülen zeigt sich, dass an einigen Stellen noch blankes Kupfer zu sehen ist.
Die Lötpaste sollte also satt aufgetragen werden und dann mit der Plastikkarte glatt gezogen werden, um vorhandene Lücken zu schließen. Wenn man anfangs mit dem Pinsel diese Lücken schließt, dann benutzt man einfach zu viel Lötpaste, die hinterher sowieso abgewaschen würde.
Danach wird die Paste mit der Heißluftpistole erhitzt. Zunächst verflüssigt sich diese, dann härtet sie aus. Man sieht das an der Blasenbildung und daran, dass die Paste danach trocken ist.
Das kann man auf diesem Bild recht gut erkennen.
Nach dem Abkühlen wird die Platine mit viel Wasser abgespült, bis die Reste der Paste abgewaschen sind. Man kann mit den Fingern reiben oder auch eine kleine Bürste verwenden.
Hinterher prüfe ich die Platine auf eventuell entstandene Kurzschlüsse oder Leiterbahnunterbrechungen.
Das Ergebnis sieht dann so aus:
Ich finde, das kann sich sehen lassen und funktioniert besser als das chemische Verzinnen. Mit der gewählten Paste, die mit einer Temperatur um 240°C mit einer Heißluftpistole ausgehärtet wird, hatte ich nie Probleme. Es wurde auch nie eine Platine überhitzt.
In dem Video siehst du, wie ich eine Platine verzinne:
Danke für die Anleitung! Bei meinen Platinen hat der Vorgang auf anhieb funktioniert. Ich benutze allerdings einen kleinen Backofen zum erhitzen. Hat 25E beim Aldi gekostet und kann man auch für SMD reflow arbeiten benutzen. Die Hitzeverteilung ist perfekt in dem Ofen und man kann auf Oberhitze umschalten um die Platine nur von oben zu erhitzen. Die Ergebnisse sind wesentlich besser als mit der Heißluftpistole. Was für Erfahrung hast du mit der Haltbarkeit der Platinen gemacht? Ich habn bisschen Sorgen dass die Salze aus dem Flussmittel der Lötpaste auf dauer zu Oxidation führen.
Hi Nico,
prima wenn es bei dir so gut mit dieser Anleitung funktioniert:)
Das freut mich und auch Kommentare dazu freuen mich dann immer;)
Ja ich nutze ja auch so einen kleinen Pizzaofen, den ich allerdings umgebaut habe.
Zum Verzinnen klappt das mit der Heißluftpistole bisher prima.
Mit der Haltbarkeit habe ich bisher sehr gute Erfahrungen und konnte bislang da keine Oxidationen feststellen.
Gruss Harry